Entête

Alltag

 18Um viertel vor sechs läutet der Wecker. In Eile machen sich die Karmelitinnen bereit, um pünktlich zum ersten Rendez-vous zu erscheinen: Gott erwartet sie.

Bald beleben sich die meist noch dunklen Gänge des Klosters. Leise huschen Gestalten vorbei, um sich in den Chor zu begeben zur Betrachtung: eine Stunde stilles, innerliches Gebet, Zwiegespräch mit dem Herrn.

 

 

22Nach dem Frühstück trifft sich die Gemeinschaft wieder im Chor zum Gesang der Laudes. Es ist dies das erste kirchliche Stundengebet, das morgendliche Lobgebet, dem über den Tag verteilt noch sechs weitere Chorgebetszeiten folgen. Das Chorgebet setzt sich wesentlich aus Hymnen, Psalmen, Bibel-lesungen und Lob- und Fürbittgebeten zusammen.

 

 

 

26Dieser Lobgesang öffnet die Herzen für Jesus und macht bereit, ihn im Sakrament seines Leibes und Blutes zu empfangen, Brot des Lebens hingegeben für alle. 

 

 

 

 

28Nach der Danksagung psalmodieren die Karmelitinnen Terz, das zweite Stundengebet, und es ist etwas nach neun Uhr, wenn sie emsig ihre Aermel aufkrempeln, um sich an die Arbeit zu machen. Teresa ermuntert sie: “Jede von euch soll sich bemühen, auch den Lebensunterhalt der andern zu verdienen!”

 

 

 

 

32Die Arbeiten im Kloster sind vielfältig. Neben de Erwerbstätigkeit geht es darum, den täglichen Bedürfnissen einer grossen Familie gerecht zu werden. Ob es sich um Putzarbeiten handelt, um die Konfektion der Ordenskleider, um Administratives  oder um all die einfachen Arbeiten, die jede Hausfrau kennt: alles wird immer im Namen des Herrn und für ihn getan. Teresa erklärt dies meisterlich: “Wenn ihr euch im Gehorsam mit äusseren Dingen abgeben müsst, so lässt euch nicht entmutigen; und wenn ihr Küchendienst habt, so denkt daran, dass sich unser Herr inmitten der Kochtöpfe finden lässt.”

 

 

35Was die Gartenarbeiten betrifft, so sind sie nicht nur nützlich zum Unterhalt des weiten Geländes. des kleinen Gemüsegartens und der Melissenbeete, sondern auch für die Gesundheit der Schwestern, denen sie frische Luft  im Freien garantieren.

 

 

 

 

37Wenn betagte oder kranke Schwestern Hilfe brauchen, so ist dies noch ein anderer Arbeitsposten. Teresa besteht darauf: “Die Kranken sollen mit viel Liebe und Mitgefühl gepflegt werden. Die Mutter Priorin soll darauf achten: Besser, es fehle den Gesunden etwas vom Notwendigen als eine Erleichterung den Kranken.”

 

 

 

 

38Die Novizinnen erhalten täglich eine Stunde Unterricht. In einer Art Einschulung bereiten sie sich übere mehrere Jahre auf die ewigen Gelübde vor. Für sie geht es in erster Linie darum, eine echte Nachfolgerin Christi im Karmel zu werden. Aber auch nach der Noviziatszeit ist es erste Pflicht einer jeden Schwester, sich weiterzubilden – und sich bilden zu lassen von all dem, was das Leben mit sich bringt. um immer offener zu werden für das Wirken des Heiligen Geistes.

 

 

 41Um halb zwölf verlassen die Schwestern ihre Beschäftigungen und begeben sich in den Chor zum dritten Stundengebet, Sext, und für die Gewissenserforschung. Wie gut tut es doch, um die Tagesmitte vor und mit dem Herrn einen kurzen Blick auf die vergangenen Stunden zu werfen, um sich wieder frei dem Wesentlichen zuzuwenden.

 

 

 

 

 

43Darauf folgt das Mittagessen, das der Regel gemäss gemeinsam und im Hinhören auf eine Tischlesung eingenommen wird. An Sonn- und Feiertagen gibt es anstatt der Lesung eine schöne Musik, und nach dem Essen eine fröhlich gemeinschaftliche Erholungszeit.

 

 

 

 

50An andern Tagen geht es mit frischem Schwung und erneuerter Kraft wieder an die Arbeit, bis zur halben Stunde freier Zeit gegen viertel nach eins und der darauffolgenden Stunde geistlicher Lesung. Was lesen die Karmelitinnen in dieser Zeit? All das, was ihr Gebetsleben zu fördern vermag. Die Heilige Schrift hat da natürlich den ersten Platz.

 

 

 

52Die Bibliothek bietet eine reiche Auswahl. Neben den Büchern, die zum Studium der Bibel dienen, gibt es hier Werke der Kirchenväter, traditionelle und moderne Schriften über Theologie und Kirche, Bücher über die Spiritualität, nicht nur des Karmel aber auch anderer Ausrichtungen.  Bände über  Literatur, Geschichte, Philosophie, Psychologie erweitern den Horizont.

 

 

 

63Auf die geistliche Lesung folgt Non, das vierte Stundengebet, wonach die Schwestern dann wieder an ihre Arbeit zurückkehren bis zur Vesper um zwanzig vor fünf. Wenn derTag sich gegen den Abend neigt, erheben sich die Herzen zu Gott in Dankbarkeit und richten ihre Hoffnung auf das Licht, das keine Dämmerung kennt.

 

 

 

64Unmittelbar nach der Vesper verweilen die Schwestern noch eine Stunde vor dem Antlitz des Herrn, ohne andere Beschäftigung als eben die, ganz ihm anzugehören. Eine immer innigere Freundschaft mit Gott! Ein immer tieferes Erfahren seiner rettenden Liebe! Ein immer brennender Durst in Christus nach dem Heil aller Menschen!

 

 

 

 

 

67Um sechs Uhr begibt sich die Gemeinschaft ins Refektorium zu einem einfachen Nachtessen, wiederum mit einer Tischlesung. Die Nahrung im Karmel ist fleischlos, gesund und ausreichend.

 

 

 

 

69Nach dem Geschirrspülen gehört eine Stunde dem schwesterlichen Zusammensein. Jede bringt eine Arbeit mit. Familiäre, religiöse und politische Nachrichten werden ausgetauscht. Nach einem Tag Stillschweigen übersprudelt die helle Freude, wie es sich unsere OrdensmutterTeresa für ihre Töchter wünschte. Hatte sich nicht eines Tages mit Schalk bemerkt: “Was geschähe mit unserem kleinen Haus, wenn jede den wenigen Geist, den sie hat, vergraben würde?”.

 

 

70Und schon läutet es zum abendlichen Gebet der Kirche, der Komplet. Dieses endet jeden Tag mit einem Salve Regina oder sonst einem Ruf an die Jungfrau Maria. Ein bevorzugter Augenblick für jede Schwester, der Karmelkönigin kindliches, liebendes Vertrauen zu bezeugen.

 

 

 

 

73

Laudes des folgenden Tages dauert. Die Karmelitinnen ziehen sich in ihre Zellen zurück zum Gebet, zum Lesen oder Briefe schreiben, oder gehen einer ruhigen Beschäftigung ihrer Wahl nach. Eine eindrucksvolle Stille umfängt das Kloster.

Um neun Uhr versammeln sich die Karmelitinnen noch einmal im Chor zur Vigil, bei der nach den Psalmen längere biblische Texte und spirituelle Kommentare vorgelesen werden.

Dann verlassen sie leise den Chor, um in der Stille ihrer Zellen den Schlaf zu finden. Wenn sie morgen erwachen, wird ihr erster Gedanke Gott sein.

Copyright © 2013 MOCAD. Tous droits réservés. / CH-2802 Develier, T 032 422 82 21 / Réalisation : Solution Informatique